15. Mai 2016

Was die Wissenschaft tunlichst unterlassen sollte...

Ich bin Studentin. Genauer gesagt Germanistik-Studentin. Noch genauer gesagt in Innsbruck, falls das irgendwen interessiert. Und als solche besuche ich dieses Semester einen Kurs mit dem simplen, aber eindrücklichen Titel Gender Studies. Vor zwei Wochen wurde in diesem Kurs ein Referat über Sexismus in Videospielen gehalten. Ich hatte mich auf das Referat sehr gefreut, da ich erstens selbst gern mal zocke und zweitens solche alternativen Themen sehr spannend finde. Das Referat selbst möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten. Sehr wohl aber ein bis zwei Anmerkungen, die im Rahmen dieses Referats leise angebracht wurden.  


Ich meine, dass es Studenten gibt, die sich darüber echauffieren, dass sich die Wissenschaft mit solchen Themen beschäftigt. Das Thema scheint manchen zu banal zu sein, als dass man es ernsthaft wissenschaftlich behandeln könnte. Und da frage ich mich: Was ist denn los mit euch??? Die Germanistik gehört zu den kulturwissenschaftlichen Fächern und hat sich somit alles, was unsere Kultur betrifft, anzuschauen und nicht nur die Ausdünstungen der angeblichen Hochkultur. Solche Meinungen stoßen mich ab, denn genau diese Einstellung ist es, die es vielen Leuten erschwert, Zugang zu wissenschaftlichen Themen zu finden. 

Auch wenn es die Masse nicht weiß, so arbeitet die Wissenschaft doch für die Menschen. Und deshalb hat sie sich auch mit dem, was den Menschen wichtig ist, zu beschäftigen. Natürlich ist es wichtig über Goethe und Schiller zu debattieren – sehr wichtig sogar, da besteht kein Zweifel. Aber es ist für mich genauso wichtig herauszufinden, was heutige Kulturphänomene ausmacht. Wir müssen nicht immer unglaublich tief in die Vergangenheit abtauchen und wir dürfen uns – und müssen uns sogar – mit den Phänomenen der Sub- und Populärkultur beschäftigen. Ansonsten sind wir genau das, was viele Nicht-Germanisten bzw. Nicht-Wissenschaftler in uns sehen: Im Elfenbeinturm ausharrende, überkandidelte Goethe-Fanatiker, die man nicht ernst nehmen muss.

Außerdem kann es doch nicht angehen, dass ich mich mit meinen 31 Jahren in diesem Thema besser auskenne als Leute mit Anfang zwanzig. Ich bitte euch...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen