26. Mai 2016

Rezension | Wolfram von Eschenbach – Parzival

Parzival
Wolfram von Eschenbach

Wolframs von Eschenbach Parzival umfasst 24810 Verse und wurde wahrscheinlich zwischen 1200 und 1210 verfasst. Es handelt sich dabei um einen Artus-Gral-Roman. Der Stoff entstammt dem keltischen Stoffkreis um König Artus und seiner Tafelrunde. 

(Herzeloyde und Parzival, Bild-Quelle)

Zum Inhalt
Ähnlich wie beim Tristan werde ich hier nicht die ganze Geschichte des Parzival bringen, das würde diesen Beitrag längenmäßig sprengen. 
Parzival und seine Mutter Herzloyde leben fernab der Zivilisation in der Einöde von Soltane. Eines Tages trifft Parzival auf drei Ritter und erfährt so von der Ritterschaft. Da Parzivals Vater Gahmuret selbst Ritter war und auf einer seiner Âventiuren den Tod fand, wollte die Mutter ihn vor diesem Schicksal bewahren. Nun kommt es aber alles anders als geplant, Parzival verspürt den Drang ein Ritter zu werden und verlässt seine Mutter. Er reitet durch die Welt und trifft auf viele Menschen, so auch auf König Artus. Unterwegs begeht er einige Verfehlungen, die ihn später wieder einholen werden. Außerdem kommt er zur Gralsburg, in der der todkranke Gralskönig Anfortas lebt. Parzival bleibt eine Nacht auf der Gralsburg und verlässt diese wieder. Später erfährt er, dass Anfortas sein eigener Onkel ist und er ihn von seinem Leid hätte erlösen können, indem er ihn nach der Ursache seines Leids fragt. Durch diese Verfehlung lädt Parzival eine weitere große Sünde auf sich. Er schwört dem höfischen Leben ab und zieht als Ritter durch die Lande, um seine Verfehlungen wieder gut zu machen. Nach langer Zeit trifft er auf seinen Halbbruder Feirefiz, den er erst während eines heftigen Kampfes als diesen erkennt. Dann trifft er auch wieder auf die Artusgesellschaft und den Artus-Ritter Gawan. Gawan verließ, als man Parzivals schwere Verfehlung auf der Gralsburg aufdeckte, zusammen mit Parzival den Artus-Hof. Auch er bestritt viele Âventiuren und nun treffen alle wieder zusammen. Parzival erhält auch kurze Zeit später den Auftrag erneut zur Gralsburg zu reiten und den leidenden Anfortas endlich zu erlösen. Das tut er auch wenig später. Anfortas wird geheilt und Parzival wird neuer Gralskönig. 

(Eine ausführliche Inhaltsangabe findest Du im mediaewiki)

Den Parzival habe ich schon einmal gelesen, nämlich während meiner Abendschulzeit. Damals aber als gekürzte Fassung. Nun habe ich mir die zweisprachige Ausgabe von Reclam gegönnt, die ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. 
Die Geschichte des Parzival hat mir sehr gut gefallen. Durch diesen Versroman bin ich ein kleiner Mittelalter-Fan geworden und will nun auf jeden Fall noch mehr Werke aus dieser Zeit lesen. Beim Parzival handelt es sich nicht einfach um die Geschichte eines Helden, sondern er erzählt uns auf kunstvolle Weise die Geschichte von vier Männern, deren Leben miteinander verknüpft sind. In der Vorgeschichte erfährt man von Gahmuret, der ein tapferer und ruhmreicher Ritter war. Er zeugte auf seinen Reisen zwei Söhne, Feirefiz und Parzival, die später selbst zu großen Ehren kommen sollten. Parzival ist natürlich die Hauptfigur des Romans, allerdings kommt der Roman nicht ohne die anderen drei Helden aus, denn ohne sie wäre Parzival nicht das, was er am Ende des Romans langsam zu werden scheint. Auch Gawan trägt viel dazu bei. Denn er befreit die Frauen des Artushofes und führt sie wieder mit ihren Familien zusammen. Gawan ist meine Lieblingsfigur im Parzival, da er aufzeigt, was Parzival zu einem perfekten Ritter noch alles fehlt. Gawan ist mutig, klug, mitfühlend und er besitzt auch eine Eigenschaft, die Parzival noch fehlt: Er sieht und versteht die Menschen um sich herum und das ist eine wichtige Voraussetzung, um den Menschen wirklich dienen zu können.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mir dieser vielschichtige Roman gefallen hat und kann ihn nur weiterempfehlen!

Quelle
Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach. 8., völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler 2004.

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