7. Februar 2016

Rezension | Bernhard Aichner – Totenfrau

TOTENFRAU
Bernhard Aichner

Totenfrau ist ein Thriller, der von dem österreichischen Schriftsteller Bernhard Aichner geschrieben wurde. Es ist der erste Band einer Trilogie. Inzwischen wurde auch schon der zweite Band – mit dem Titel Totenhaus – beim btb Verlag veröffentlicht.

Zum Inhalt
Trotz traumatischer Kindheit hat es Blum geschafft, sich ein schönes Erwachsenenleben aufzubauen. Sie führt ein Bestattungsunternehmen und lebt mit ihrer Familie in einer ansehnlichen Villa. Doch dann ändert sich alles innerhalb weniger Sekunden. Blums Mann stirbt bei einem Verkehrsunfall direkt vor den Augen der Familie. Blum fällt in ein tiefes Loch. Doch dann macht sie eine folgenschwere Entdeckung, die sie am Unfalltod ihres Mannes Mark immer mehr zweifeln lässt. 


Totenfrau ist der erste Thriller, den ich in meinem Leben je gelesen habe. Dieses Genre hat mich bisher nie angesprochen und ehrlich gesagt habe ich mir dieses Buch nur gekauft, weil der Autor und ich doch einiges gemeinsam haben. 

Am meisten hat mich bei diesem Buch die Protagonistin Blum beeindruckt. Sie ist eine Frau, die den Leser vom Prinzip her abstoßen müsste, mit der man sich beim Lesen aber immer mehr identifiziert. Man fängt an, diese Figur gern zu haben und wünscht sich zunehmend, dass alles für sie gut ausgeht. Dieses Gefühl habe zumindest ich bisher bei wenigen Protagonisten erlebt.

Die Geschichte liest sich flüssig, der erwartete Thrill stellt sich an manchen Stellen ganz gut ein. Aichner verwendet kurze Kapitel, was mir ganz gut gefällt. Allerdings sind die vielen Dialoge nicht für jeden Leser ein Vergnügen. Sie kommen nicht als Fließtext daher, sondern werden durch Bindestriche am Zeilenanfang markiert. Beim Sprecherwechsel wird wieder auf einer neuen Zeile angefangen. Da ich ein großer Fan davon bin, wenn es Autoren schaffen, auch längere Dialoge kunstvoll in den Fließtext einzuarbeiten, war diese Art der Schreibweise für mich eher lästig. Vor allem hatte ich manchmal Schwierigkeiten, dem Dialog zu folgen, Teilweise kam ich raus und musste weiter vorn wieder anfangen. Auch kam mir einmal vor, dass sich ein kleiner Fehler beim Sprecherwechsel eingeschlichen hat.

Alles in allem hat mir der Thriller gut gefallen. Wahrscheinlich weil sich bei mir kurz vor Schluss noch ein Aha-Erlebnis eingestellt hat. Normalerweise ahne ich gewisse Dinge schnell und bin dann bei deren Auflösung nicht mehr sehr überrascht. Aichner hat es aber tatsächlich geschafft, mich zu überraschen. Das muss ich diesem Buch wirklich zugute halten. Totenfrau ist ein solides Buch, was bei Fans dieses Genres sicher gut ankommt. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil.  




Achtung: Spoiler 
Der nachfolgende Teil ist für alle, die das Buch schon gelesen haben. 

Im Nachhinein kann man dieses Buch so beschreiben: Eine junge Frau trifft auf jede Menge abartige Männer und eine abartige Frau und weiß sich nicht anders zu helfen, als sich sehr grausam zu rächen. Theoretisch mag man Menschen wie Blum nicht, aber sie wirkt so menschlich, dass sie einfach mögen muss. Vom Schreibstil her wirkt sie kühl und glatt, jedoch tut sie so viel Gutes für die Menschen in ihrer Umgebung, dass man einfach nicht anders kann. Und ich denke, dass die meisten von uns ein Stück weit genauso krank wie Blum sind und dass wir uns alle genauso nach einem erfüllten Leben mit lieben Menschen darin sehnen. Nach einem Mark mit dem das Leben erträglich ist und der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Und nein, damit meine ich nicht, dass Blums Art der Rache gutzuheißen ist, sondern dass wir alle die Kälte und Härte des Lebens spüren und darum bemüht sind, die Welt ein wenig kuscheliger, bunter oder süßer zu machen. Wir sind alle kleine Blums, die sich nach ein wenig Wärme sehnen. 

Die Figur des Massimo hat mich bis zum Ende nur genervt. Ich dachte immer: Was will der Depp denn nun schon wieder? Dass er auch zur Runde der Irren gehören könnte, ist mir bis zuletzt nicht in den Sinn gekommen. Nun werden sicher viele sagen: Aber das war ja soooo offensichtlich. War es für mich nicht, mehr kann ich dazu nicht sagen. 

Was mich ein wenig irritiert hat, war die Bezeichnung Dreckschwein für die Vergewaltiger und Mörder. Blum tötet diese Männer auf brutale Weise und dann nennt sie sie Dreckschweine? Mir würden da ganz andere Beschimpfungen für diese Typen einfallen...

Bei Kapitel 46 hatte ich wirklich kurze Zeit eine kleine Gänsehaut. Blum befindet sich scheinbar in einer ausweglosen Situation und weiß, dass sie gleich sterben wird. Und dann führt sie in ihrem Inneren noch einmal ein Gespräch mit Mark. Diese Szene hat mich im ganzen Buch am meisten beeindruckt. 

Wie hat euch die Totenfrau gefallen? Schreibt es mir doch in die Kommentare!

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