7. April 2017

Totenhaus | Leseeindrücke #1 – Blum, was machst du nur für Sachen...

Für alle, die das Buch noch nicht gelesen haben: Bitte hier klicken! (Spoiler-Gefahr)

(Stand: Seite 107/409)

Zuerst einmal muss ich das Design dieser Reihe loben. Die Cover sind einfach und trotzdem ansprechend. Und man kann die Schrift fühlen, wenn man mit dem Finger darüber fährt. Das mag ich total gerne. Ich brauch immer was zum fühlen bzw. zum angrabbeln. 😏

Der Einstieg ist typisch Aichner, finde ich. Blum ist einfach mal am sterben. Ja, kann man ja mal machen. Das ganze Kapitel heißt "Drei Wochen später" und mir schwant schon Schlimmes. Wer weiß, ob sie am Ende gerettet wird... (Obwohl, was soll sonst aus Teil 3 werden?)

In Kapitel 1 fährt Blum mit ihren Töchtern in den wohlverdienten Strandurlaub. Doch lang währt die Idylle nicht, war ja klar. Aber zurück zum Strand. Die Kinder "spielen Tote", diese trockene Morbidität gefällt mir. Dann entdeckt Blum in ihrer Zeitschrift eine richtige Leiche, die ihr erschreckend ähnlich sieht. Man hat also gleich diesen Gegensatz: zwei lebendige Schwestern, die am Strand spielen, und zwei mehr oder weniger Tote, die eine mordende Bestatterin und die andere wurde leichenschänderisch auf ein Zebra... genäht? Das ist für mich genauso abartig wie für Blum, aber ich denke, dass so ein Anblick den meisten Menschen abartig vorkommen müsste. Hier kam mir dann auch der nächste Gegensatz in den Sinn: Die eine bettet die Toten zur letzten Ruhe, unter der Erde versteht sich, und der Künstler konserviert sie für die scheinbare Ewigkeit und klebt sie auf tote Tiere oder macht sonst was für abartige Dinge mit ihnen. Kunst soll ja provozieren, aber das geht selbst mir zu weit.

Generell geht alles sehr schnell, es geht mir irgendwie viel zu schnell. Zuerst sitzt sie noch mit ihren Töchtern am Strand und gefühlt drei Stunden später bringt sie einen völlig Fremden in ihr Haus und lässt diesen auch noch bei sich übernachten. In meinen Augen wirkt das alles nicht glaubwürdig, es fühlt sich einfach falsch an. Ja natürlich, das Leben spielt manchmal so, aber irgendwie konnte mir das Buch das nicht so vermitteln. Es fehlt diese "spontan und ich mach was ganz verrücktes"-Atmosphäre.

Und langsam nervt mich dieses: "Uh, zwei Körper. Blum. Reza. Ineinander verschlungen. Die Lippen. Berühren sich. Nur Reza. Und Blum. Und Aichners Art Dialoge zu schreiben ist immer noch nicht meines. ich mag das lieber kunstvoll in den Text integriert, als so vorgestückelt wie am Wurstregal im Supermarkt.

Alles in allem konnte mich dieser Teil noch nicht gewinnen und ich bin gespannt, ob ich Blum am Ende genauso sehr lieben werde, wie das bei Totenfrau der Fall war.

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